Teil 1/4 aus der Serie „Agilität meets Großgruppenkonferenz: Ein Paradox aus Komplexität und Leichtigkeit“

Kann es erstaunlich leicht sein, die heutigen komplexen Herausforderungen zu erfassen und schließlich auch zu meistern? Kann es uns gelingen, auf uns noch unbekannte Fragen Antworten zu finden, Antworten, die wirklich zur Veränderung führen? Können wir erreichen, dass wir gemeinsam ins Bewegen und Verändern kommen, ohne schon vorher zu wissen, wo es uns hinführt?

Eine Serie in 4 Teilen von Carole Maleh & Stefan Müller.

Unsere These ist, dass Organisationen bereits alles haben, was sie benötigen, um unbekanntes und komplexes Terrain zu betreten, nämlich ihre Menschen. Anhand der Ansätze Agilität und Großgruppenkonferenzen möchten wir unsere Idee aufzeigen, wie methodisch einfach und im strukturierten Setting und Vorgehen eine große Anzahl von Menschen koordiniert und zielorientiert darin begleitet werden können, optimale Lösungen zu entwickeln. Und wie sich die Gruppe dabei bewegen, entfalten und lebendig sein kann. Dabei erscheint uns irrelevant, um welche Art von Herausforderung, welches Thema oder welchen Sektor im komplexen Weltgeschehen es sich handelt.

Wir wissen, dass wir damit nur einen kleinen Ausschnitt der Möglichkeiten beider Ansätze aufzeigen und dass es noch mehr Wege gibt, Komplexität zu begreifen und Lösungen zu realisieren. Doch die Basis scheint bei vielem Gleich: Der Mensch und die Komplexität, die er zu bewältigen im Stande ist.

Dieser Beitrag ist unsere Einladung dazu, die Ansätze Agilität und Großgruppenkonferenzen in einen Zusammenhang zu bringen, zu hinterfragen und gerne auch mit uns weiterzuentwickeln.

Komplexität begegnen?

Unsere Welt ist derzeit geprägt durch einen dramatischen Anstieg an Komplexität in vielerlei Hinsicht. Auf der einen Seite stehen wir vor komplexen Herausforderungen, wie z. B. dem Klimawandel, dem verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen oder der unaufhaltbaren Globalisierung. Gleichzeitig bieten neue technologische Errungenschaften völlig neue Möglichkeiten, wie z. B. künstliche Intelligenz. Wie schaffen wir es nun, diese Neuerungen zu nutzen, ohne uns selbst oder unsere Umwelt zu überfordern? Und das ist nur ein Teil dessen, was die Epoche der Digitalisierung ausmacht.

Um diese komplexen Probleme zu lösen und die neuen Potentiale von Menschen, Gesellschaft, Organisationen und Umwelt nutzbar zu machen, wird es hilfreich sein, unsere Handlungen, Entscheidungen und Interaktionen an diese Komplexität anpassen. Wir sind optimistisch, dass Menschen dies durch ihre Interaktion untereinander schaffen.

Versteht man menschliche Organisationen als komplexe und vitale Systeme, gelingt es, deren Potentiale zu entdecken und zu nutzen – und dass, so glauben wir, für kleine aber vor allem große und komplexe Herausforderungen. Wir sind daher davon überzeugt, dass wenn man bewusst einer großen Anzahl und Vielfalt von Menschen die Möglichkeit für selbstorganisierte Interaktion, Austausch, Entwicklung, Entscheidung und Umsetzung bietet, damit die Komplexität „bewältig“ werden kann.

Im Wesentlichen besteht genau hier der Schlüssel zur bewussten Steigerung der organisatorischen Komplexität. Denn eine der wesentlichen Eigenschaften komplexer Systeme ist, deren Fähigkeit zur Selbstorganisation. Und scheinbar ist es die Selbstorganisation, die Komplexität fassbar macht. Dabei müssen vor allem Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Interaktion bzw. Kommunikation zwischen Menschen und Organisationseinheiten bestmöglich zu gewährleisten.

Diese bewusste Steigerung der Komplexität durch die Menschen erzeugt zunächst häufig das Gefühl von Kontrollverlust, weil es fern der gewohnten Steuerung verläuft. Gibt man der Selbstorganisation jedoch einen einfachen Rahmen aus Struktur, Ordnung und gemeinsamer Richtung, erzeugt das die nötige Sicherheit.

Carole (52): Die Angst, die Komplexität nicht erfassen zu können
Ein neues Projekt. Ein neuer Kunde. Eine neue Branche. Es ist das erste umfassende Gespräch mit dem Auftraggeber. Ich weiß bisher wenig aus der Branche und vom Kunden. Mein Anspruch ist hoch, denn ich will sofort verstehen: Was das Unternehmen tut, wie es funktioniert, was es antreibt, wie sich der Markt verhält, die Einflussfaktoren, wesentlichen neuen Technologien, Trends, die für das Unternehmen geltenden gesetzlichen Regelungen, Schwachstellen bzw. auch Ressourcen.

So stelle ich dem Kunden eine Frage nach der anderen. Die Antworten fließen ununterbrochen, während ich versuche, Ordnung in all die Informationen zu bringen. Mein Bild vom Unternehmen wird mit jeder Antwort umfassender. Die Komplexität wird deutlich und mein innerer Druck steigt mit jeder Minute, alles zur gleichen Zeit zu verstehen und die perfekte Lösung zu präsentieren. Ich kenne diese Situationen: Die größte Falle für eine Perfektionistin, wie mich.

Glücklicherweise sagt meine innere Stimme, dass ich die Komplexität des Unternehmens und seines Wirkens im Gesamten nie verstehen werde. Dann kommt der nächste Gedanke: Ich bin nur ein Teil des Auftrages – die externe Beratung, die Steuerung des Prozesses. Die Analyse und Lösungsfindung finden im Team statt. Je nach Auftrag mit großen Teilen des Unternehmens oder sogar allen Mitarbeitern. Meine Rolle besteht darin, den passenden Rahmen und ein mögliches Vorgehen und Methode anzubieten. Die Komplexität der Situation erschließt durch das gemeinsame Arbeiten in den unterschiedlichen Teams.

Teil 1/4 aus der Serie „Agilität meets Großgruppenkonferenz: Ein Paradox aus Komplexität und Leichtigkeit“. In Teil 2 geht es um das Thema „Agilität meets Komplexität: Ein Paradox aus fester Struktur und Selbstorganisation“.

„Was hat Agilität mit der bewussten Steigerung der organisatorischen Komplexität zu tun? Wie lässt sich mit dem Ansatz der Agilität die Komplexität unserer heutigen Herausforderungen begegnen? Ich möchte zur Erläuterung agiler Arbeitsweisen einen Sprint eines fiktiven Scrum-Teams schildern, als dessen Scrum-Master ich schreibe…“

Viel Freude & Inspiration
Ihre
Carole Maleh & Stefan Müller

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